Gitarrenanschlag

In diesem Teil steht die Anwendung des angelegten Anschlages im Vordergrund. Das ist bedingt durch den eingeschlagenen methodischen Weg, der zunächst die Erlernung des einstimmigen Melodiespiels, das im angelegten Anschlag ausgeführt wird, vorsieht.

Das Kennzeichen des angelegten Anschlages (von jedem Finger, auch vom Daumen, ausführbar) ist das Durchschlagen bzw. Durchfallen der Finger bis zur nächsten Saite, "Anlegen" genannt. Dieser Anschlag ergibt kräftig klingende Töne, weshalb er für das einstimmige Spiel besonders geeignet ist.

Im einstimmige Spiel wird der angelegte Anschlag als angelegter Wechselschlag und als angelegter Daumenanschlag verwendet.

Im angelegten Wechselschlag wechseln die Anschlagsfinger - vorerst ausschließlich Mittel- und Zeigefinger - miteinander ab. Der Daumen wird beim angelegten Wechselschlag vorläufig über die Mitte des Schalloches an der tiefsten Saite angestützt. Dieses Stützen ist nur solange beizubehalten, bis der Spieler zu einer ruhigen Handhaltung gelangt ist.

Vor dem Anschlag steht der Finger etwas über der anzuschlagenden Saite und bringt sie zum Klingen, indem er sie in einer elastisch-energischen Fallbewegung erfasst, die in einem Liegenbleiben des Fingers an der nächste Saite endet. Während der Fallbewegung des einen Fingers holt der andere zum Anschlag aus. Das Heben der Finger soll elastisch und schwungvoll, aber nicht zu weit ausgreifend geschehen.

Die Finger schlagen in einer Haltung an, die sich zwangsläufig ergibt, wenn die Hand mit völlig entspannten Fingern im Handgelenk locker herabhängt. Ein Durchdrücken im mittleren Fingergelenk ist zu vermeiden. Die Finger bewegen sich vom Grundgelenk aus. Hand und Arm federn beim Anschlag nicht nach sondern stehen ruhig.

Der Abstand zwischen Hand und Gitarrendecke verringert sich auch beim Anschlagen der tiefen Saiten nicht. Beim Übergang von hohen auf tiefe Saiten (bzw. umgekehrt) muss eine kleine Veränderung der Stellung des Unterarmes, die in einem minimalen Hochfahren bzw. Senken besteht, ausgleichend wirken, um den Grad der Fingerbeugung gleichzuhalten. Abwechselndes Ansetzen des 2. Fingers an e1- und E-Saite bei gleichbleibender Fingerhaltung veranschaulichet das Mitgehen des Unterarmes, der jedoch seine Auflagestelle auf der Zarge nie verlässt und durch das Einwirken seines Eigengewichtes die Gitarre im Gleichgewicht hält.

Die Anschlagsfläche des Fingers soll klein sein, um einen hellen und klaren Ton zu erzielen. Der Finger darf beim Anschlag nur mit der ersten Spitze die Saite treffen.

Melodien, die vorwiegen im Bereich der tiefen Saiten liegen, werden meist mit dem Daumen angeschlagen. Um der Anschlagshand eine Stütze zu geben, ist der Mittelfinger in seiner bisherigen Anschlagshaltung an der e1-Saite anzusetzen. Der Daumen wird über die anzuschlagenden Saite geführt. Er steht langgestreckt stets vor den anderen Fingern und fasst während des Anschlages in einer Fallbewegung mit der seitlichen Kante seiner Spitzen die Saite. Die Anschlagsbewegung hat ihren Ausgangspunkt im Daumenwurzelgelenk und endet im Anlegen an der nächsthöheren Saite, an der der Daumen bis zum Beginn der Vorbereitungsbewegung zum neuen Anschlag liegenbleibt. Nach jedem Anschlagen ist der Daumen durch Lockerung in den Gelenken bewusst zu entspannen, jedoch soll keine größere zusätzliche Bewegung ausgeführt werden.

Legato: Bei beiden Arten des angelegten Anschlages ist ein klangvolles Legatospiel anzustreben (legato = gebunden; lückenloses Aneinanderreihen der Töne). Voraussetzung hierfür ist eine korrekte Ausführung der beschriebenen Spielvorgänge unter besonderer Berücksichtigung des Fingerfalls. Falsch ist ein Vorfühlen der Saite, ddas die Schwingungen abstoppt.